der gute und der böse Faden

„Damit sind wir wieder bei dem guten und dem bösen Faden,
die immer wieder miteinander verflochten werden, bei allem, was wir Menschen tun.
Der technische Durchbruch, der in der Renaissance einsetzte,
führte zu Spinnmaschinen und zu Arbeitslosigkeit,
zu Medikamenten und neuen Krankheiten,
zur Effektivierung der Landwirtschaft und der Ausplünderung der Natur,
zu neuen praktischen Hilfsmitteln wie Waschmaschinen und Kühlschränken,
aber auch zur Umweltverschmutzung und zu Müllbergen.“
(Alberto Knox in „Sofies Welt“ (Jostein Gaarder, 1993)

Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Die geniale Erfindung des Ultraschalls
wird auch zur geschlechtsselektiven Abtreibungvon Mädchen verwendet.
Die Frauenbewegung bzw. der Feminismus erreichte sehr viel gutes,
wird aber jetzt als Speerspitze für den Kampf um „Abtreibung als Menschenrecht“ verwendet.

Goethe würde in seinem Faust dazu sagen, dass dies ein Teil von jener Kraft sei,
„Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; Drum besser wär’s, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ Interessanterweise spricht hier Mephistopheles zu Faust…

Paulus, einer der wichtigsten Persönlichkeiten des frühen Christentums würde es wie folgt formulieren: „Denn ich weiß, dass in mir, […] nichts Gutes wohnt [vgl. die zwei Fäden von denen Knox sprach]; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich.“ (Römer 7 Verse 18-19) Im Angesicht dieses Dilemma, das Knox einfach so hinnimmt und Mephistopheles bewundert, schreit Paulus „ Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen […]?“ (Römer 7, Vers 24). Wir sind ähnlich wie König Miedas, der alles in das „gute“ Gold verwandeln kann, damit aber alles (seine Umgebung, Nahrung, Liebsten) in den Tod und sich in die „selbstbestimmte“ Einsamkeit schickt. Wer wird uns aus diesem Dilemma erlösen?

Wir laden euch auch diese Woche wieder recht herzlich ein,
diese und andere Fragen mit uns im kreuzundquer zu bequatschen.
Kommt gerne vorbei, wir freuen uns auf euch!

(Autor: Sebastian Meichßner)