Bist du dumm wenn du glaubst?

Macht der Glaube die Menschen dumm? Oder anders gefragt, hält er sie dumm?
Auf den Schluss könnte man ja kommen wenn man die Fehden zwischen
z.B. der Kirche und Galileo Galilei usw. hört.
Oder ein Beispiel aus jüngerer Zeit gefällig? Der Papst vs. die Anti-Baby-Pille.

„Da nahm der Minister flüsternd den Bischof beim Arm:
„Halt du sie dumm – ich halt sie arm.“ dichtet Reinhard Mey in „Sei wachsam“.

Aber ist das so? Hält uns der Glaube dumm? Enthält er (der Glaube an Gott) uns (Menschen), wenn wir uns ihm hingeben, etwas vor?

Da klingt sie schon in unserem Ohr, die Stimme, die uns flüsternd am Arm packt:
„Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?“
Und weiter säuselt sie: „Keineswegs werdet ihr sterben! Sondern Gott weiß:
An dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet,
und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was Gut und Böse ist!“
(Nachzulesen in 1. Mose, 3 ab Vers 1)

Sei wachsam will man hier am liebsten schreien. Doch wachsam vor wem?
Wachsam vor dem Glauben, der uns dumm halten will? Vor der Schlange?
Wir kennen das Ende vom Lied: Sei wachsam, denn es lauert hier Leid, Verzweiflung,
Entzweiung, Trennung, Hass, Mord, Tod. Sei wachsam.

Man könnte mit Recht jetzt hier einwenden:
„Alles schön und gut. Aber war es nicht gut, dass wir nun selbst erkennen
was Gut und Böse ist? Sonst gäbe es doch keinen Fortschritt. Keine Forschung.
Keine Entwicklung. Sonst würden wir immer noch im Mittelalter feststecken!“

Würden wir?
Allen, die der Meinung sind, dass der Glaube an Gott uns „dumm“ hält
und jeglichen Fortschritt verhindert, dem sei gesagt, dass wenn
„es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott,
der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.“
(Jakobus 1 Vers 5) Spürst du da jetzt auch den Stich in deinem Herzen? Gott fragen?
Ihn um Weisheit bitten? Kommt nicht in die Tüte? Funktioniert eh nicht?

Zwei Beispiele:

Noah erhielt von Gott eine konkrete Anweisung zum Bau eines Schiffes.
„Mache dir eine Arche aus Tannenholz;
in Räume sollst du die Arche teilen und sie innen und außen mit Pech überziehen.
Und so sollst du sie machen: 300 Ellen lang soll die Arche sein, 50 Ellen breit,
30 Ellen hoch. Eine Lichtöffnung sollst du für die Arche machen,
eine Elle hoch ganz oben [an der Arche] sollst du sie ringsherum herstellen;
und den Eingang der Arche sollst du an ihre Seite setzen. Du sollst ihr ein unterstes,
zweites und drittes Stockwerk machen.“ (1. Mose 6 Verse 14-16).
Durch diese technische Innovation sicherte Noah das Überleben der Menschheit.
Er baut zur damaligen Zeit etwas bahnbrechendes, denn da es noch nie geregnet hatte,
war der Bedarf (wie man es in der Wirtschaft nennen würde) noch überhaupt nicht vorhanden.
War Noah dumm?

George Carver war ein Afroamerikaner, geboren als Sohn einer Sklavin
in den Südstaaten der USA. Nach schwierigen Umwegen studierte der wissbegierige
junge Mann Botanik. Er empfahl den Bauern in seiner Gegend Erdnüsse anzupflanzen,
da der Boden durch die Baumwollen-Monokultur ausgebeutet war.

Der Plan und die Erdnuss ging auf. Die Ernte war riesig.
Damit stand Carver aber vor einem Problem: Erdnüsse waren damals wertlos.
Was sollte man mit so vielen Erdnüssen jetzt anfangen? Carver jedoch war überzeugt,
davon, dass Gott die Erdnuss aus einem guten Grund hat wachsen lassen.
Als gläubiger Christ wandte sich Carver an Gott: „’Herr, warum hast du die Erdnuss erschaffen?‘ […] Gemeinsam gingen wir an die Arbeit.“¹
„In den folgenden Jahren verlängerte er beständig die Liste der aus Erdnüssen
zu gewinnenden Güter. Als er starb, waren zahlreiche Fabriken entstanden,
die über 300 Produkte fertigten.“² War Carver dumm?

Hält der Glaube uns dumm? „Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt,
so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt,
so wird sie ihm gegeben werden.“ (Jak. 1,5)

Autor: Sebastian Meichßner

Quellen
¹:Der Mann, der überlebte: George W. Carver – eine faszinierende Lebensgeschichte;
Lawrence Elliot; Neukirchner Verlag; 2018; S. 49

²: ebd.; S.51