Sieben Wege zum Unglücklichsein

In der mittelalterlichen Handwerkersprache war ein Deckel,
der genau in die Topföffnung passte, ein „gelükke“, eben ein Glück.
Entsprechend ist Unglück ein Deckel, der nicht passt; die Lücke bleibt offen.

Nun gibt es Verhaltensweisen, die tatsächlich das Leben verfehlen
und verbauen; die Weisheit der Tradition nannte sie Todsünden, weil sie
letztlich lebensunfähig machen und im Absturz enden:
der Hochmut, die Völlerei, die Sexsucht, der zehrende Neid, Rachsucht,
Habgier, die lähmende Traurigkeit.
Warum kann man sich ihnen nicht einfach entziehen?
Sie treten in der Maske gesteigerten Lebens auf – und diese Maske muss erst
durchschaut werden.
Denn in der Tiefe verhüllt sie Angst: LEBEN KÖNNTE NICHT GENÜGEN.

Wer die Nacht mit Alkohol durchfeiert, hat morgens Kopfschmerzen.
Wer Drogen nimmt, spürt die Finger des Todes im Genick.
Wer zuviel ißt, kämpft mit Übergewicht und Gelenkschäden.
Wer seine Amouren häufig wechselt, steigert die Ansteckungsgefahr.
Sünde ist SELBSTBESTRAFUNG, lautet ein kluger Satz. Peinlicherweise.

Umgekehrt:
Medizinisch ist erhärtet, dass maßvolles Leben am gesündesten ist.
Dass Treue vor Ansteckung schützt und Liebe vertieft. Dass Fasten
(auch mit Augen und Ohren!) neue Lebensfreude wachsen lässt.
„Zeichnen heißt Weglassen“, sagte der Maler Max Liebermann.
Auch Leben heißt Weglassen.
Der erste Schritt zum Glück: das Dumme, das Böse, das Überflüssige weglassen,
das wir nicht brauchen.

(Aus dem Buch: ‚Spielräume‘ von Hanna-Barbara Gerl Falkovitz)