‚NUR‘ Mann und Frau!?

In diesem Jahr wurden politische
Entscheidungen in Deutschland getroffen,
die auf ein fragwürdiges Verständnis des
eigenen Leibes hindeuten
und schwere Folgelasten aufwerfen.
Es handelt sich um die
Fortschreibung eines Menschenbildes,
worin der eigene Körper als stummer
Gegenstand, als neutrales Objekt gesehen
wird, den der Eigentümer nach Belieben
verändern, umschnitzen, angeblich
verbessern, aber auch selbst töten
kann. Nach wie vor beherrscht die
Konstruktionsthese das Feld öffentlicher
Rede. Bis zur Gesetzgebung.
Jeder konstruiert potentiell selbst
seinen Körper, sein Geschlecht, seine
Sexualität, seinen Tod. Auch Zahl und Art
der Kinder, deren genetische Anlagen bei
der künstlichen Zeugung ausgewählt werden können.
Geschlechtsangleichung, wie die
Geschlechtsumwandlung neuerdings heißt,
soll in Deutschland … und nur dort …
gesetzlich ab dem Alter von 14 Jahren
möglich werden. Mitten in der Pubertät
also, werden unumkehrbare Weichen für
einen Totaleingriff in das Leben gestellt.
Gestützt wird diese Sicht von
einer rasanten Entwicklung medizinischer
Technik aber vor allem von einem
ideologischen Entwurf des Menschen.
Dabei fällt auf, dass sich Vertreter der
Kirchen entweder gar nicht oder
vorsichtig … oder sogar … wie das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken
zustimmend, zumindest zu der letzten
Gesetzgebung geäußert hat.
Daher zielt diese Rede auf den Kern des Christentums,
nämlich auf das Fleisch.
Fleisch ist der Angelpunkt.
„Caro Cardo“, sagt ein alter Satz aus der
Frühzeit der Kirche. Angelpunkt des
Menschseins nämlich. Dem gilt das Nachdenken.
Vom Fleisch muss die Lösung
der heutigen Irrwege ausgehen. Dazu ein
Blick auf zwei vorherrschende Ideologien.
Die entspricht dem Maschinenmodell ‚der vermessene
Mensch‘ seit der Neuzeit etwa.
Seit 1500 versucht Naturwissenschaft den Menschen
zu optimieren. Bildhaft und noch
unschuldig sichtbar bei Leonardo und Dürer,
die auf dem Körper die Maße des
goldenen Schnitts eintragen,
grafisch gesehen übrigens zwei sehr schöne Bilder.
Galilei formulierte bereits wesentlich gefährlicher:
alles messen was messbar ist und alles messbar machen was nicht
messbar ist. Bald wird der Körper im Triumphzug des
geometrisch mathematischen Denkens dem
Regelkreislauf einer Maschine verglichen.
Der Buchtitel 1748 heißt gleich
L’Homme Machine von Julien Offray de La Mettrie.
Natur wird eine Art mechanische
Werkstatt. Auch der Mensch funktioniert
als eine Naturmaschine unter anderen
Naturmaschinen. Die Neurobiologie als
neueste Disziplin verstärkte besonders
anfangs die sehr schlichte Behauptung,
Denken sei nichts als die Verschaltung
von Gehirnsynapsen.
Ähnlich der Satz eines Nobelpreisträgers
für Chemie: der Mensch sei nichts als Chemie.
Heute ist es der Transhumanismus der eine künftige
Verschmelzung von Mensch und technischer
Intelligenz verspricht. Durch Einbau von
Chips Roboterterteilen oder künstlichen Organen.
Diese Vision ist nicht allein
wissenschaftlich Zweckbestimmt sondern
mehr noch, erstaunlich emotional gefühlsmäßig besetzt.
Ihr liegen scheinreligiöse Impulse zugrunde,
der ein fast heilsgeschichtliches Selbstverständnis
aufweisen. ……