Wir waren auf einem guten Weg …

… und mussten davon gerettet werden?

Bis zu seinem Tod vor zwei Jahren kämpfte der Schwede Hans Rosling,
Professor für Internationale Gesundheit,
gegen tief verwurzelte Missverständnisse zum Zustand der Welt.

Rosling (1948-2017) war Arzt und hatte über Jahrzehnte hinweg in vielen Ländern
praktische Erfahrung gesammelt.
Er forderte dazu auf, die Fakten zu erkunden und einen neuen Lebensstil einzuüben:

Extreme Armut fiel von 85 % im Jahr 1800 auf 9 % im Jahr 2017;
den größten Rückgang (um 50%) gab es seit 1966.

Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg von durchschnittlich 31 Jahren
(im Jahr 1800) auf 72 Jahre (2017).

Es gibt heute keine Länder mehr mit einer Lebenserwartung unter 50 Jahren.

Die Kindersterblichkeit in den ersten 5 Lebensjahren sank von 44 %
(im Jahr 1800) auf 4 % (2016).

Kriegstote (in Schlachten): 201 von 100’000 Menschen im Jahr 1942;
jetzt nur noch 1 von 100’000.

Todesfälle durch Flugzeugabsturz pro 10 Mrd.
Passagiermeilen im 5-Jahres-Schnitt von 1929-1933: 2100; von 2012-2016: 1

Katastrophentote pro Jahr: 453 (1930er-Jahre); 10 (2010–16)

Kinderarbeit von 5- bis 14-Jährigen (Vollzeit bei schlechten Arbeitsbedingungen):
28 % (1950); 10 % (2012).

Atomwaffen: 64’000 Sprengköpfe (1986, Höchststand); 15’000 (2017).

Pocken: 148 Länder (1850), seit 1979 ausgerottet.

Hunger: 28 % Unterernährte (1970); 11 % (2015)

Getreideernte: im Jahr 1961 waren es 1,4 Tonnen pro Hektar;
im Jahr 2014 waren es 4 Tonnen pro Hektar.

Im Jahr 1800 waren des Lesens und Schreibens kundige Erwachsene
(Alphabetisierung) 10 %; 2016 waren es 86 %.

Der Anteil der Weltbevölkerung, der 1816 in einer Demokratie lebte,
betrug 1 %; 2015 waren es 56 %.

Länder mit gleichem Stimmrecht für Frauen und Männer: 1 (1893); 193 (jetzt).

1975 überlebten 58% der Kinder eine Krebserkrankung, im Jahr 2010 waren es 80 %.

Der Anteil der Mädchen, die 1970 in einer Grundschule angemeldet waren,
betrug 65 %; 2015 waren es 90 %.

Zugang zu gutem Trinkwasser hatten 58 % im Jahr 1980; 2015 waren es 85 %.

Das Schlechte scheint also lauter zu schreien. Warum? Rosling nannte als Grund den „Gefahreninstinkt“: Der Mensch neigt dazu, die „gute alte Zeit“ zu verklären;
wir leben so sehr im Jetzt, dass Geschichtskenntnis und damit langfristige Vergleiche ein Schattendasein führen.
Die Medien bombardieren uns mit schlimmen Nachrichten: „Kriege, Hungersnöte, Naturkatastrophen, politische Fehler, Korruption, Ausgabenstopps, Epidemien, Arbeitslosigkeit, Terrorismus.“
Wir können genau mitverfolgen, wie der Leidenspegel steigt, doch mit der allmählichen Verbesserung, die Millionen von Menschen spüren, ist eben keine Schlagzeile zu machen.
Die bekommen Aktivisten und Lobbyisten, die für ihre Anliegen Alarm schlagen, um Geld lockerzumachen.

Dann der „Angstinstinkt“; Politiker, Journalisten und Terroristen machen sich ihn zunutze. Weltweit hat der Terrorismus zugenommen,
doch in den reicheren Ländern ging er zurück (von 2007 bis 2016 waren es weniger
als 1500 – das ist ein Drittel der Terroropfer dieser zehn Jahre insgesamt).
Der stärkste Anstieg erfolgte im Irak (etwa die Hälfte), in Afghanistan, Nigeria, Pakistan und Syrien. Ein weiterer Faktor für verzerrte Sicht ist laut Rosling der „Schuldinstinkt“,
der uns schnell einen einfachen Grund zeigt für etwas Schlimmes – aber tatsächlich ist die Sachlage meist komplizierter.

Das Buch von Rosling „Factfulness“ist eine große Anfrage an uns und die Art, wie wir die Welt sehen.

(Quelle: joel-news.net, aufgerufen am 29.11.2022)